Historische Grafenweid´ner Tier-Geschichte(n)

Grafenweiden & die belebte - tierische - freilebende Mitwelt in früherer Zeit

Wildlebende Tiere waren und sind seit Jahrhunderten für die Menschen von Interesse. Glauben und Aberglauben, Angst und Freude spiegelt sich genauso wie traditionelle, heute längst überholte Nutzungen der Artenvielfalt. Denken Sie nur an die "Kröten" der Hexen, die Angst vor Schlangen oder Fledermäuse, den Singvogelfang oder die Bedeutung der Weinbergschnecken bei der menschlichen Ernährung.

Nahe den Donau- und Marchauen stellt und stellte das Schwemmland zwischen Stempfel- und Russbach welches hunderte Jahre Zeit hatte, sich wieder zum "Wald" zurück zu entwickeln, einen ganz besonderen Lebensraum mit unzähligen ökologischen Nischen samt darin vorkommenden wild lebenden Tierarten dar.

Die heute vorkommenden Arten werden durch das Team (FORUM) Pflanzenwerkstatt Grafenweiden einerseits mit Freude beobachtet, katalogisiert und dokumentiert, andererseits auch traditionelle, historische Überlieferungen zu diesen gesammelt, aufbereitet und veröffentlicht.


Die (Haus)Tierwelt des Dorfes Grafenweiden im Mittelalter

Grafenweiden wurde rund um 1000 n.Chr. gegründet und ist untergegangen im Jahr 1450. Mangels archäologischer Grabungen und fehlender Schriftquellen ist die Haustierwelt in diesem großen bedeutenden mittelalterlichem Dorf noch nicht umfassend erforscht.

Aus anderen Arbeiten zum Mittelalter darf angenommen werden, dass Pferde, Esel, Maultiere, Rinder, Schweine, Hausgeflügel (Huhn, Ente, Gans), aber auch Hunde und Greifvögel (Falknerei) gehalten wurden.

Seidenhuhn: Der venezianische Kaufmann und Reiseschriftsteller Marco Polo berichtete nach einer Reise in die Mongolei und nach China 1292 von schwarzen Hühnern, die er als katzenhaarig bezeichnete. Dank an die Fotografin für die unentgeltliche Zurverfügungstellung des Bildes!


Vom barocken Garten zum Fasangarten des Prinz Eugen

Prinz Eugen gestaltete den Park des Jagdschlosses Niederweiden, somit auch die Flächen der heutigen Pflanzenwerkstatt Grafenweiden, zu einem "Fasangarten" mit einer Umfassungsmauer aus. Wir leben in dem, nach historischen Beschreibungen von Prinz Eugen, von ihm mit einem Fasangartenjäger besetztem Fasangarten-Jägerhaus. Weiters wird ein Teichjäger-Haus erwähnt. Dessen Standort bleibt bisher im Dunkeln.

"Fasane" - also "fremdländische Hühnervogel-Arten" waren nicht nur im Barock von hohem wirtschaftlichen Wert. Sie dienten der Erbauung aber auch der Jagd.

J. P. Joendl beschreibt in seinem Werk  "Die landwirthschaftliche Baukunst", Band 2 noch 1828 den Fasangarten:  "Eine Umzäunung mit Mauern muß den Fasangarten für den äußern Unfall schützen; Fallen, Eisen, Netzftösse, Uhu Hütten u. dgl. das Schädliche im Innern vermindern. Nie darf es an fließendem guten Wasser, an nahen Feldern und Wiesen fehlen, damit die Fasanen im Sommer hinreichend Heuschrecken, Ameiseneier, verschiedene Gewürme und andere gute Nahrung finden. Im Herbste sind ihnen die Eicheln und das wilde Obst sehr zuträglich. Geräumige Inseln, die keiner Überschwemmung unterliegen , sind nach Erfahrung ganz vorzüglich fur Anlage der Fasanerien geeignet, weil hier der Fasan ungleich mehr als anderswo, gegen den Anfall des Schädlichen gesichert ist. Es gibt wilde und künstliche Fasanerien. Unter den erstern versteht man die natürliche Anzucht der Fasanen durch Ausbrüten der Eier im freien Zustande durch die Fasanhenne selbst; unter den letztern aber das Verfahren, die gelegten Eier einzusammeln und in eigends dazu eingerichteten Brutkammern durch Truthennen ausbrüten zu lassen. Die wilde Fasanzucht beschränkt sich also vorzüglich auf gute Nachsicht des Fasanjägers und Verhinderung der Störung beim Aüsbrüten der Eier, und Sorge, daß die ausgeführten Jungen auf keine Art Schaden nehmen."

 

Nach dieser Beschreibung könnte man sich fast in das Gebiet zwischen Russ- und Stempfelbach versetzt fühlen. Eichen und wilde Obstbäume gibt es immer noch und an Insekten, nicht nur an Gelsen herrscht bis heute kein Mangel!

"Au-Pogarl´n"

Wilde Truthühner gelten als Besonderheit der Donauauen. Prossinagg/Haubenberger berichten, dass "eine weitere und ganz besondere Einmaligkeit die Bronzeputer waren, welche die Kaiserin Maria, eine Tochter von Kaiser Karl V. (1519-1556), geschenkt bekommen hatte und im Prater aussetzen ließ. Diese wilden Truthühner stammten aus Nordamerika, fühlten sich aber im neuen Lebensraum in den Donau-Auen bald heimisch und überlebten hier bis ins 20. Jahrhundert." 

Andere Quellen, wie Martin Brader im OÖ Brutvogelbericht, schreibt "In Österreich ist das Trutwild seit 1871 eingebürgert; besonders in den Donauauen östlich von Krems vermehrten sich freigesetzte Wildtruthühner von 6 Stücken (1880) auf 400 bis 500 Exemplare (1884), besiedelten auch die angrenzenden Reviere und die Lobau und hielten sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg."

Pfauen - auch in der jüngeren Geschichte

Pfaue, zoologisch ebenfalls "Fasanartige" und seit dem Mittelalter auch als Speise geschätzt, ergänzen - da ihre lauten Rufe in der Grafenweiden niemand stören - heute wieder das bunte Bild der "Hühnervögel" im ehemaligem "Fasangarten".

Es darf angenommen werden, dass Pfauen auch bereits in der Zeit Prinz Eugens hier gehalten wurden. Belegt ist, aus den Anfängen der Tierhaltung des heutigen Schloßhof nach der Reaktivierung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, dass ein Gruppe Pfauen die "Niederweid´ner Wälder" besiedelte.


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